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„Wie schon auf den entzückenden Vorgängern „Yesterday was dramatic, today is okay“ und „Finally we are no one“ wäre es sträflich unterschätzend, wenn man „Summer make good“ für lediglich niedlich halten würde. Denn das hier ist naiv und unheimlich zugleich. Folksongs, die von sanftmütigen Poltergeistern gehaucht werden. Und Songs wie „Weeping rock, rock“ lassen gleich mal die ganze Welt stillstehen.Den kürzlichen Ausstieg von Schwester und Zweitstimme Gyða hat das isländische Gespann um Kristín Anna Valtýsdóttir jedenfalls bestens überstanden. Die Töne perlen einmal mehr wie Wassertropfen auf Blättern gleich nach einem sommerlichen Regenguß. Und ähnlich feucht ist auch das grobe Leitmotiv des Albums. Inseln, Schiffsglocken, weinende Felsen, schippernde Boote – viele der behutsam ausformulierten Laptop-Skizzen finden mitten im Ozean statt. Offenbar ließen sich Múm von der abgelegenen Insel inspirieren, auf der der Leuchtturm stand, in dem ein Großteil von „Summer make good“ ins Leben gerufen wurde. Passenderweise wurde das Material auch gleich im ungewöhnlichen Studio der befreundeten Elfenrocker Sigur Rós aufgenommen: in einem Schwimmbad.
Gekonnt wissen Múm ihre Klangentwürfe mit echter Atmosphäre zu fluten. Ein paar verlorene Steeldrums flattern in „The island of children’s“ vorbei, um karibische Ahnungen zu verbreiten. Die Beats von „Oh, how the boat drifts“ schwappen hin und her wie die besungene Nußschale. Und immer wieder das Schifferklavier. Ab und an pfeift gar eine steife Brise durch die Musik, doch bevor es einen fröstelt, kuschelt man sich gleich wieder an Valtýsdóttirs Stimme. Klitzeklein und doch von majestätischer Ausstrahlung. Wie die Melodien. Wie die verästelten Harmoniebögen. Wie die diszipliniert getupften Arrangements. Wenn das Minimalismus ist, was treiben dann die ganzen Geigen, Hörner und Glocken in „Summer make good“? Uns vor Freude die Tränen in die Augen. Natürlich. Und die aufbrandenden Schallwellen brechen sich an wahrer Schönheit.“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=2122)
Das Musikvideo „Summer Make Good“ bei youtube.com