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Was für andere Leute das Rauchen, ist für Großstadt-Eremit Moby das Politisieren: eine schlechte Angewohnheit, die man in kalten Silvesternächten abzulegen verspricht. Während der New Yorker auf dem Cover seines ersten Albums noch seitenweise Pamphlete und Statistiken über den miserablen Zustand der Erde abdruckte und sich auf Platte Nummer Zwo für die „Animal Rights“ einsetzte, nahm er sich für das jetzt erscheinende dritte Werk mal Persönliches zu verarbeiten vor. Dabei heraus kommt, was Songtitel wie „Honey“, „Find My Baby“, „Why Does My Heart Feel So Bad?“ trägt und allein ja noch keinen Anlaß zum Tränenverguß darstellt, aber die neuerliche Stilwandlung, die Moby nach einem Techno- und einer Punk/Industrial-Album vollzogen hat, hinterläßt doch ausreichend Fragezeichen.
Zwischen Lounge-Blues und Ambient-Sounds, zwischen leichtem Digital-Funk und (ja, man muß es so hart sagen) Pop hat Moby (wieder einmal im Alleingang) ein Album geschrieben, mit dem er einsam der Welt gegenübersteht. Und die Welt denkt: „Ist ja ganz nett.“ Aber auch: „Verdammt noch mal, wir wollen doch von Moby keine Nettigkeiten in die Ohren kriegen!“ Sicher, auch mit „Play“ wird er neue Hörer dazugewinnen, der Meister der Polarisation, und es sich mit Liebhabern seiner alten Werke gehörig zu vergraulen wissen. Wer bisher mit dem Herzen bei Moby und seinen Statements war, wird mit Sicherheit auf eine deutlich entschiedenere Platte gehofft haben.“ (http://www.intro.de/platten/kritiken/23024709/moby-play)
Wikipediaeintrag zum Album (en) und zu Moby (de)
„Nicht jeder hatte eine so gute Mutter wie ich“ Interview mit Moby bei Spiegel online