Jay-Jay Johanson – Whiskey (1996)

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„Schmal und schmächtig, blonder Scheitel, stechender Blick, die Stimme hoch und dennoch zwischen Tief- und Abgrund: Jay-Jay Johanson, aufgewachsen in der schwedischen Provinz, heute einer der schillerndsten Musikexporte seines Landes.

Manchmal müssen geradezu absurde Vergleiche herhalten, Wesen und Schaffen des Schweden einzugrenzen, von Françoise Hardy ist da die Rede, oder von Sinatra, treffender erscheinen Verweise auf Portishead und sowieso Chet Baker, den er als größte Stimme des 20. Jahrhunderts verehrt und in dessen Fußstapfen er nun geschrieben wird.

Am Anfang stand „Whiskey“, Johansons schwedisches Debüt, ein Album voller Momente, in denen er einem Schauer über den Rücken jagt, wohlige und ängstliche, warme und eisig kalte, liebevolle und solche, in denen man sich liebsten vor der Musik in Sicherheit bringen würde.

„So tell the girls that I am back in town“, ausladend und schwelgend, oberflächlich die selbst inszenierte Rückkehr eines Playboys, entpuppt sich spätestens im Video als beklemmende Ankündigung eines Psychopathen vor der Haftentlassung. Dann Lieder wie „It hurts me so“, Johanson wimmert wie ein verletztes Tier, echt, leidenschaftlich, besessen, und wir spüren: Hier lebt nicht jemand mit seiner Musik, sondern in ihr, und angesichts des Rauschhaften seiner Phantasien versagt jeder Versuch indifferenter Distanzierung: Entweder man verfällt ihm und dem betörenden Timbre seiner Stimme, die die mal sanft und wohlig klingt, dann wieder klirrend und schneidend, manchmal alles zur gleichen Zeit – oder man sucht entsetzt das Weite.

Seinen Musikstil nennt die Plattenfirma „Trip Pop“ und versucht, mit dem Begriff sowohl die Elektronik, Dance- als auch die Jazz-Einflüsse Johansons zu fassen, nicht ganz unpassend also, auch wenn der Begriff des Pop vielleicht zu sehr in seichte Gewässer führt, in denen Johanson mit einiger Wahrscheinlichkeit nicht zu Hause ist.“ (http://www.cd-kritik.de/frameset/frset.htm?/kritiken/kuenstler/johanson.htm)

Biografie bei laut.de, motor.de



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