Helge Schneider – Akopalüze Nau (2007)

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„Warum empfängt der liebe Gott nur drei Programme?
Was haben Dolly Buster, Pippi Langstrumpf und Rasputin gemeinsam?
Und welche terroristische Gefahr geht von Kindergartenkindern beim Martinsumzug aus?

Wer Antworten auf diese drängenden Fragen des Alltags sucht, wird um Helges Livealbum „Akopalüze Nau!!!“ nicht rumkommen. Nach der (hervorragenden) One-Man-Show „Füttern Verboten“ ist dieses Mal eine Band mit dabei. Und so gibt es eine ausgewogene Mischung aus Musik und Ansprachen. Musikalisch bilden Sandro Giampietro (Gitarre), Rudi Olbrich (Kontrabass, Tuba) und Langzeit-Weggefährte Pete York (Drums), die man vom Studioalbum „I Brake Together“ kennt, mit Helge eine hervorragene Jazzband. Der Meister selbst ist nicht nur ein solcher am Klavier, sondern trötet auch noch herrlich skurrile Soli durch sein Mini-Saxofon. Ein paar Sachen wie das „Duett“ mit Udo Lindenberg (UDO) kennt man von „I Brake Together“. TELEFONMANN dauert dank Solo-Einlagen hier viel länger. Und die (schrägen) TROMPETEN VON MEXIKO unterbricht Helge mit einigen köstlichen Sätzen Spontan-Spanisch, die garantiert kein Spanier versteht. Genial: die Maracas und Kastagnetten der Nebendarsteller, Teebringer Bodo Oesterling und „Blaurusse“ Sergej Gleithman, klappern und rasseln als Begleitinstrumente genau dann, wenn alle anderen Instrumente Pause machen. Die meisten musikalischen Ergüsse gab es aber zuvor auf keinem Album. Da wird viel, viel geswingt – stilvoll fehlplatzierte Blue Notes und andere Pannen inklusive. Ein besonderer Leckerbissen ist das so genannte CHANSON mit etlichen französischen Silben, aber nur wenigen französischen Wörtern – ganz genau hinhören und sich freuen! Die Ansprachen, insgesamt fünf Mal zwischen 5 und 8-einhalb Minuten hat sich Helge allesamt neu aus der Mütze gezaubert. Es wird nichts Altes aufgewärmt – und auf „I Brake Together“ gab es ja ohnehin „nur“ Musik. So betreibt Helge Schneider mexikanische Pflanzenkunde (KAKTIST), erklärt detailliert und schlüssig die Schöpfung des Lebens auf der Erde und auf dem Neptun durch einen alleinstehenden und unverheirateten, aber frohen Mann (DER LIEBE GOTT), entlarvt die Zaubertricks der berühmten Magier SIEGRID UND ROLF und plaudert über seine Reise auf dem Landweg nach Japan (CHINESISCHE MAUER). Ganz großes Tennis ist die Schneidersche Predigt über IDOLE. Ungeahnte Abschweifungen mit schrägen Details ohne den Ansatz eines roten Fadens, steile Stilbrüche und ein Meister, der immer wieder über sich selbst lachen muss. Trotz bewährter Strickmuster besteht keinerlei Wiederholungsgefahr. Die Gags sind allesamt frisch und nach wie vor absolut fälschungssicher. Nur schade, dass es dieses Mal schon wieder keine DVD geworden ist, sind Helge, der des öfteren mehrere Instrumente gleichzeitig spielt und nicht zuletzt sein turnender Blaurusse doch auch echte Hingucker. Aber auch rein akustisch helfen die 77 Minuten Akopalüze wunderbar dabei, alle Sorgen einfach mal zu vergessen, denn „Probleme sind da, um sich zu vermehren. Wenn ma nicht hinkuckt, mal ’n Moment.““ (http://www.amazon.de/review/R6PRDI83LJMVY/ref=cm_cr_rdp_perm)

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