Gravenhurst – Fires In Distant Buildings (2005)

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„Das mit der Gitarrenmusik bei Warp Records wird ja langsam schon zur Gewohnheit. Diesmal sind wieder Gravenhurst dran, die einst auf dem Höhepunkt des New Acoustic Movements von dem Label Silent Age Records losgeeist wurden, damit sich Warp auch mal mit etwas Folkmusik schmücken kann. Wenn man von Gravenhurst schreibt, dann meint das im Wesentlichen den Multi-Instrumentalisten und Songschreiber Nick Talbot aus Bristol mit mal mehr und mal weniger Verstärkung. Bei den Aufnahmen zu »Fires In Distant Buildings«, die erstmals nicht zu Hause, sondern im Studio stattfanden, bestand diese Verstärkung aus Dave Collingwood, der sich für die Drums verantwortlich zeichnet. Zusammen erweitern sie ihr vormals vom Folk geprägtes Spektrum um diverse Spielarten der Rockmusik. Die Plattenfirma nennt als zusätzliche Referenzen Slint und The Velvet Underground – und wenn man da noch Stereolab und Mogwai draufpackt, dann passt das als erste Standortbestimmung auch irgendwie. Das Besondere an Gravenhurst ist sowieso das Zusammenspiel der traurigschönen Musik und der reinen Stimme auf der einen Seite mit den abgründigen Lyrics auf der anderen. »Animals« etwa ist ein ungemein elegant und leicht arrangierter Folksong, in dem Talbot mit glockenheller, vollkommen ungerührter Jungenstimme davon singt, wie er jemanden zum Fluss lockt, um ihn dort je nach Laune zu ersäufen. Er selbst scheint dabei seltsam unbeteiligt und ist dadurch in seiner Wirkung nur noch intensiver und beängstigender. Ein großartiger, mächtiger Song. Auch sonst geht es auf dem Album recht gewalttätig zu. In der Hauptsache handelt es von dem Reiz der Gewalt und wie leicht man ihr erlegen ist. Düstere Themen, die von Gravenhurst auf immer neue, spannende Weise umgesetzt werden. Im Mittelpunkt steht die von einem Krautrock-Beat getriebene erste Single »The Velvet Cell«, die am Ende der ersten Albumhälfte nochmals als Reprise auftaucht und ungewohnt leicht und beinahe schon poppig rüberkommt – nur dass es hier um die Veranlagung zum Töten geht, die nach Ansicht Talbots in jedem Menschen steckt und wartet. Ansonsten gibt es neben klassischen, aber ungemein nahe gehenden Folksongs (»Animals«, »Nicole« und »Cities Beneath the Cities«) epische Stücke, die mit majestätischen Gitarrenwänden aufwarten, wie sie sonst nur Mogwai so gut hinbekommen (»Down River« und vor allem »Songs From Under The Arches«), zudem hypnotische, psychedelische Songs wie die fantastische, breit angelegte Coverversion des alten Kinks-Stücks »See My Friends«. Acht atemberaubend intensive Songs also, die sich zu einem brillanten Album fügen, das einen zu gleichen Teilen bezaubert/verstört und garantiert niemanden kalt lassen wird. Ein echtes Wunderwerk.“ (http://www.spex.de/1908/rezensionen.html)

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