Glenn Gould – Mozart: The Complete Piano Sonatas Fantasias K.397 & K. 475 (1994)

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„Die Auffassungen über Gould’s Mozart lassen sich im wesentlichen in zwei Kategorien einteilen:

a) Er mag Mozart nicht, und spielt ihn deswegen „entstellend“, nicht dem „geschmackvollen“, „kanonischen“ Mozart einer/eines Haebler, Uchida, Brendel, Eschenbach und ähnlichen Pianisten („Mozart-Experten“) entsprechend.

b) Er eröffnet für diese Sonaten völlig neue Perspektiven durch sein unverstelltes und frisches Herangehen.

Ich lasse mich der Kategorie b) zuordnen. Ich halte seinen Mozart für eine seiner grössten Leistungen überhaupt (weitaus signifikanter als seinen eher überschätzten Bach), weil er, ohne durch „Traditionen“ behindert zu sein, die Spielfreude der Kompositionen durch sein  grossartiges non legato Spiel transparent macht. Sicherlich spielt er nicht immer den Mozart-Vorgaben gemäss, speziell was die Tempi angeht
— andererseits, wo hat man das Alla Turca von KV 331 jemals in einem korrekteren Tempo, nämlich Allegretto gehört? Der Satz entfaltet so erst seine Wirkung, im Gegensatz zu sonstigen, meist viel zu schnellen, „effektvollen“ Interpretationen.

Wer einen Mozart sucht, der schlicht enormen Spass beim Zuhören macht, und der einem Perspektiven eröffnet, die man vielleicht nie vermutet hätte, der wird hier fündig.

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