Editors – An End Has A Start (2007)

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„Es war ein ungewöhnlicher Augenblick: Eine Band spielt am späten Nachmittag auf einem Festival ruhige Lieder und hat dabei die volle Aufmerksamkeit des Publikums. Kein Gebrabbel, keine Helga-Rufe betrunkener Sportfreunde Stiller-Shirtträger. Kein Knutschgeschlecke kitschiger Festivalpärchen. Nein, der Fokus liegt auf Tom Smith: Es war das Konzert der Editors auf dem Zürich-Festival. Ebenjene Editors, die interpolig oder eben noch immer nach einer großen Band der 80er klingen.

Als der Festival-Schweiß einem brennend in die Augen lief und man sie kurz schließen musste, konnte man sich gut vorstellen, dass da oben Ian Curtis mit Joy Division steht. Ja, die Editors tragen die Nähe zu ihren Referenzbands noch immer offenkundig vor sich her. Das ist aber nicht weiter schlimm, denn sowohl Interpol, R.E.M oder eben Joy Division dienen nur als Bezug und nicht, wie manche behaupten, als Vorlage für einen Abklatsch.

„We try to touch on death in a positive way“, sagt Sänger Tom zur neuen Platte. Die Texte sind ähnlich düster wie die Weltuntergangsstimmung vor einem Sommerplatzregen, die Melodien aber nach wie vor elektrisierende Mitsing-Ungetüme. „An End Has A Start“ vereint bittersüß Themen wie Tod oder Verlust mit den wunderbar schönen und melancholischen Refrains des Editors-Soundspektrums.

Bereits nach „Smokers At The Hospital Doors“ möchte man das Album nicht mehr loslassen. Zu dominant beherrscht die Stimme Smiths die Gehörgänge. „How can we wear a smile?“ Leise trägt das Piano das Stück zum Refrain. „I can’t hear you. I can’t believe you“, klagt Tom. Treibend hallen die Gitarren in „An End Has A Start“. Live sieht das dann so aus: Tom wirbelt herum, die Locken fliegen durch die Luft, die dünnen Beine in Röhrenjeans stampfen auf den Boden, während er die Gitarre umher wirft. Bühnenpräsenz: Gefühlte 190 Prozent.

Schwer und dunkel hämmert er bei „The Racing Rats“ in die Tasten seine Pianos. Die Gitarre verdoppelt das Tempo. „Oh come on now. You knew you had no time. But you let the day drift away“ schallt es durch den Song. Mit „Escape The Nest“ mutieren die introvertierten Clubpopper zu Stadionhaudegen. Diese Melodien! Diese Melodien müssen einfach in die dunkle Nacht hinaus getragen werden. Ja, jetzt dürft ihr meinetwegen knutschen, liebe Kitsch-Pärchen. Oder noch besser: mitsingen: „Look up. Through the trees to feel as small as you can. You hear the clocks. Counting down.“

Die zweite Platte der Jungs aus Birmingham stampft wieder schallend melodiös durch die Hallen des Neo-New-Wave-80er-Genres. „An End Has A Start“ ist nicht irgendein schnell nachgeworfenes Folgewerk. Nein, Tom Smith sagt dazu: „Du willst dich mit deinem zweiten Album steigern und dich beweisen. In den 80ern hattest du viel mehr Zeit. Heutzutage ist alles viel schnelllebiger geworden. Wir wollten zeigen, dass es uns um mehr geht. Die Leute werden dieses Album hören und wissen, dass wir uns so lange Zeit dafür genommen haben, wie wir wollten.“ (http://www.laut.de/lautstark/cd-reviews/e/editors/an_end_has_a_start/index.htm)

http://www.editorsofficial.com/ – Offizielle Webseite

Die Editors bei Myspace

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