„Die elektronischen Medien prägen mehr und mehr die Vorstellungen und Wirkungen von gegenwärtiger Kultur. Die kommerzielle und künstlerische Nutzung von Medientechnologien ist kaum mehr unterscheidbar. Neue technische Erfahrungen werden aus kommerziellen Aspekten entwickelt; hinter experimentellen und avantgardistischen Verfahren stecken wirtschaftliche Interessen. Intermedialität, die Vermischung von Formen und Verbindungen von Medien wird selbstverständliche künstlerische Praxis.
Medien sind fast allgegenwärtig. Die Auseinandersetzung mit Medienrealität ist ein elementares Thema der künstlerischen Arbeit im engeren Sinn. Deren Öffentlichkeit ist begrenzt. Der Info-und-Entertainment-Strom ignoriert künstlerische Fragestellungen und verweigert Reflexion. Es erzählt sich sozusagen alles von selbst.
Das genaue Gegenteil ist in und an den Künsten zu beobachten: hier erzählt sich nichts von selbst, stellt sich nichts von selbst dar, ohne in einem ästhetischen Prozess die Erzählweisen, die Formen der Darstellung sowie die Frage der Mittel und Medien spezifisch am Sujet bestimmt zu haben. Das rückwärtsorientierte Postulat, demzufolge „wieder erzählt“ werden müsse, kann zurückgespiegelt werden: die Fülle experimenteller Erzähl- und Darstellungsweisen erfährt nur, wer sich selbst die dafür notwendige Offenheit gestattet und die Freiheit der Wahrnehmung nimmt. Nur so kann die Differenz zwischen Erzählen und Berechnen, zwischen Erzählfluss und Datenstrom, zwischen Information über und Erkenntnis für Menschen erfahren werden. Ein nicht-reflektierter Umgang mit Medien bedeutet mentales Abschalten.
Vom Begriff des Erzählens zur Entstehung der Initiative intermedium: Das oben erwähnte Phänomen der Künste-in-Bewegung-aufeinander-zu war in den 90er-Jahren auch im Genre Hörspiel festzustellen. Die Zunahme ästhetischer und medialer Mischformen aus Performances, Live-Sendungen, musiktheaterinspirierten Aufführungen, Remix-Projekten, online-Präsentationen und interaktiven Versuchen war auslösend für die Idee, ein Festival zu veranstalten. Dort sollten von den Sparten Hörspiel, Akustische Kunst, Klangkunst ausgehend intermediale Projekte zur Diskussion gestellt und ausgestrahlt werden. Die weitere Geschichte ist schnell erzählt: Im November 1999 initiierte der Bayerische Rundfunk das Medienkunstfestival intermedium 1, das in der Akademie der Künste in Berlin stattfand und mit zahlreichen Sendungen verbunden war. Partner waren die Hörspielabteilungen der ARD, DeutschlandRadio und das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe. (…)
intermedium ist ein Netzwerk für Medienkunst. intermedium kombiniert Festivalveranstaltungen und Sendungen in den Medien Hörfunk und World Wide Web. intermedium ist organisatorisch beim Bayerischen Rundfunk angesiedelt und wird in Zusammenarbeit mit Kulturinstituten, Medienzentren, Bühnen und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten realisiert.
intermedium ist interdisziplinär und versteht sich als Initiative aus dem Medium Hörfunk, um die künstlerische Kooperation mit anderen Medien und Künsten zu erproben; neben der Entwicklung und Präsentation künstlerischer Projekte beteiligt sich intermedium am technisch-künstlerischen und medien- bzw. kulturpolitischen Diskurs. Themen sind: Elektronik als Lebensstil, intermedialer Alltag, Cyber-Moderne, Medientotalität, Wechselwirkung zwischen Kunst und Medien, Popkultur, Industrie und Piraterie, Medienkonvergenz, Netzkunst und Kunst im Zeitalter der Globalisierung, Informationsgesellschaft.
Seit Januar 2000 veröffentlicht das Label intermedium records neue und historische Hörstücke und Soundtracks, die inhaltlich mit dem Festival oder mit dessen Thematik in Zusammenhang stehen. Der Sampler intermedium from one2two dokumentiert die CD-Veröffentlichungen des Labels im Zeitraum zwischen den Festivals intermedium 1 und intermedium 2.“ (http://www.intermedium-rec.com/recordsd/cd013.html)