„Der Soundtrack zum Alleinesein
Dieses Jahr hat Conor Oberst ja mit seinem dritten regulären (Meister)Werk den Durchbruch geschaftt und wird nun vom Rolling Stone und dem NME (und wie die ganzen Heuchler heissen) zum neuen Bob Dylan erklärt. Mit Bob Dylan jedoch haben Bright Eyes nun absolut gar nichts zu tun, ausser dass auch Herr Oberst Songs schreibt. Ganz wunderbare sogar. Dies tat er jedoch bereits auf diesem Album in Perfektion. „Fevers & Mirrors“ ist ein brilliantes Album, homogen bis ins letzte, jeder Song passt ins Konzept, jede Melodie führt zur nächsten.
Es geht hier um Trauer – im ganz großen Stil. Das Album (mit den komischen Songtiteln) beginnt mit einem Gedicht vorgetragen von einem kleinen Kind. Es spricht von der Trennung der Eltern, vom Umziehen, ja, von Veränderung auf ganzer Linie. Das Kind weiss nicht was das letzendlich bedeuten wird.
Und dann, nach knapp eineinhalb Minuten beginnt der Song „A Spindle, A Darkness, A Fever & A Necklace“ und man leidet. Man leidet toll. Conor Oberst leidet toll. Er deutet die Tragödie an, alles ändert sich. Und es wird nicht besser. Die nächsten beiden Songs sind wütend, traurig, verzweifelt, wissen nicht wohin und bringen genau diese Zerstreutheit exakt auf den Punkt. Ambivalenz Deluxe. Dann wirds konkret. Über das göttliche „Something Vague“, zum Abschied in „Movement Of A Hand“ geht er über zum nächsten Song und besingt „Arienette“, die wunderbare Metapher für DIE Liebe, der man nachtrauert. Und man trauert gern – immer noch. Danach streut Conor seine Gedanken weg, weit weg, er lenkt ab, geht nach Florida „Where The Curious Girl Realizes She’s Under Glass“ – und zwar Lo-Fi, nicht gewollt gekünstelt, sondern gemusst. Schliesslich kommt der Bruch mit allem, die grosse Veränderung, die in den vorangegangenen Songs nur angedeutet wurde. „haligh Haligh A Lie Haligh“ trifft ins Herz, jetzt tuts weh – jetzt kann die Verwindung beginnen; Conor tut dies… mit Verzweiflung steigert er sich zum grossen Gefühlsfinale „Center Of The World“, dass man totzitieren könnte, so göttlich ist es („in the middle of the day when you drive home to your place from a job that makes you sleep back to the thoughts that keep you awake“). Dann könnte man annehmen, er kühlt das Ganze nun etwas runter. Doch dem ist nicht so, er bleibt bei „Sunrise Sunset“ eben genau auf dieser Stufe („Sunrise & the Sunset, you wake up than you undress, it allways is the same“) um dann mit „an attempt to tip the scales“, dass Gefühlsdrama sogar versöhnlich zu beenden („so close to dying that i finally can start living. allright.“). Er ist wieder im Leben. So auch der Hörer. Den jedoch entlässt Conor noch nicht, sondern erläutert ihm in einem Interview nochmal (leider vielleicht etwas Holzhammermässig) die Ambivalenz seines Schaffens, dass er dann in einem wunderbaren Song noch einmal Aufleben lässt. dann ist Stille.“Fevers & Mirrors“ ist bis dato sein bestes Album. Einen Tick besser noch als dass ebenfalls wunderbare „Lifted… or the Story is in the Soil Keep your ear to the ground“.“ (http://www.golyr.de/bright-eyes/album-fevers-mirrors-8906.html)