„Wo kommt denn plötzlich diese Wolke her? Da schwebt doch so mir nichts, dir nichts ein seltsames Gewaber heran, verheißt zunächst weiche Folkweisen und vibriert dann zu warmen Hammondorgeln. „Could I laugh again?“, fragt eine desillusionierte Stimme. Plötzlich kippt der Wohlklang im rechten Winkel um und beamt sich mitten in die Schwerelosigkeit. Ein sanftes Prickeln fährt die Wirbelsäule herab, als man bemerkt, wie jegliches Gefühl von Schwere abfällt. Die Nackenhaare stellen sich auf und wiegen sanft zu den betörenden Melodiebögen von Craig Walker hin und her, während dieser uns auf die dunkle Seite des Mondes geleitet.
Ja, beim Eröffnungsstück von Archives „You all look the same to me“ muß man schon taub sein, um nicht an Pink Floyd zu denken. Doch wenn ein sechzehnminütiges Statement wie „Again“ trotz aller Tüftelei so überzeugend auch die hinterste Ecke der Breitwand ausfüllt, stellt man schnell fest, daß es nicht um plattes Nachzeichnen geht. Songs wie „Numb“ oder „Meon“ sind ihre ganz eigene Blaupausen. Vom TripHop kommend haben die drei Briten ihrem Sound auf dem steinigen Weg zum dritten Album zu einer unglaublichen Evolution verholfen. Statt schlurfender Rhythmen steht nun die Atmosphäre absolut im Vordergrund. Und man braucht ein verdammt großes Lungenvolumen, um das alles einatmen zu können.
Jedes Detail wirkt bis in mikroskopische Verästelungen hinein ausgefeilt, ohne dabei für Kopfschmerzen zu sorgen. Viel zu organisch wirken die Mini-Epen, die sich mal um sanfte Gitarrenklänge schachteln und mal die Steckdose zum Singen bringen. Glasklare Klänge und präzise beschriebene Gefühlswelten gehen Hand in Hand. Das ausladende „Finding it so hard“ verkörpert industrielle Depression. Störrisch wummert, zuckt und knistert es vor sich hin, während Walker innerlich verbrennt. Seine unglaublich wandlungsfähige Stimme schmiegt sich an verträumte Streicheleinheiten wie „Goodbye“ genauso an, wie sie im resignierten „Fool“ langsam zerbröckelt oder in der Eiseskälte von „Numb“ Psychosen Gestalt annehmen läßt.
Zu den beklemmenden Momenten gesellt sich jedoch immer wieder ein leuchtender Funke voller Hoffnung. Die sägenden Zerrgitarren und drängelnden Baßläufe treffen auf weiche Elektronik, während Trompeten und Streicher über die ausgebreitete Leinwand streicheln. Entkörperte Rhythmen und sphärische Klangexkursionen sorgen für reichlich Kopfkino. Ein Rädchen greift ins nächste und läßt die beseelten Hymnen immer höher steigen, bis sie als Sternschnuppen über den Himmel regnen. Und jeder hat einen Wunsch frei. (Oliver Ding)“ (http://www.plattentests.de/rezi.php?show=1005)
… vor allem sehr nett auf langen autobahnstrecken. das hat dann irgendwann was schwingendes, finde ich…
habe sie letztes oder vorletztes jahr live gesehen – zusammen mit den kooks und den zutons (zwei weiteren brightonschen ausgeburten) … passte vom stil her nicht komplett zusammen aber so richtig schätzen konnte ich es auch erst, nachdem ich die musik auf cd hatte und ihnen losgelöst vom kraftvollen musikalischen gewaber der anderen beiden bands (die mir live einfach um längen mehr spass gemacht haben – siehe meine melt erfahrungen…) wahrnehmen konnte. ich geh grad mal die cd raussuchen, tschüss und n schönen tag noch….
Ja, das stimmt. Eine wunderbare Autobahnmusik. Ich kann mir vorstellen, dass die auf CD besser wirken als Live. Da muss man schon in besonderer Stimmung sein und die Anlage der Band sollte schon ganz gut sein (der Techniker auch) 🙂
Viel Spaß beim Hören! Ich hatte sie gestern voller Begeisterung gehört